Energie- und Verkehrswende

Deutschland hat Signalwirkung

Von Paula Lehmann · 2014

Leitbaken auf der Autobahn; Thema: Energie- und Verkehrswende
Deutschland ist ein Transitland, dadurch verschleißen die Straßen schnell und verursachen Sanierungskosten in Milliardenhöhe.

Die Energiewende stellt nicht nur umfassende Anforderungen an die deutschen Stromnetze. Mit der ganzheitlichen Umstellung auf grünen Strom müssen langfristig alle wichtigen Infrastrukturen auf deren Tauglichkeit überprüft werden.

Derzeit sind alle Augen auf Deutschland gerichtet. Denn das Land, das für seine hervorragende Infrastruktur bekannt ist, befindet sich im Umbruch. Es gibt viele Baustellen – aber vor allem die bevorstehende Energiewende wird von der Welt mit regem Interesse verfolgt. Bis 2050 sollen 80 Prozent des deutschen Stromverbrauchs aus regenerativen Energiequellen kommen. Maßgeblich für dieses ambitionierte Ziel: die Windenergie aus den Offshore-Windparks in der Nordsee. Die stellen schon heute einen Großteil des grünen Stromes her – und ihr Anteil soll in den kommenden Jahren noch ausgebaut werden.

Neue Stromtrasse verteilt Energie in Deutschland

Doch die Windenergie aus dem stürmischen Norden wird vor allem in Süddeutschland gebraucht. Denn in Bayern und Baden-Württemberg sitzen die energieintensiven Betriebe. Um die umweltfreundliche Energie also von Ostfriesland in die energieintensiven Alpenländer zu transportieren, muss eine neue Stromtrasse her. Rund 800 Kilometer soll die Nord-Süd-Trasse lang sein – von Schleswig-Holstein nach Bayern. Es wird das größte Stromleitungsprojekt Deutschlands sein.

Neue Straßen für die Energiewende

Doch nicht nur der Strominfrastruktur soll eine Rolle bei der Energiewende zukommen. Auch Deutschlands Straßen – oder besser gesagt, das, was darauf fährt, könnte für den Umbau des Energienetzes künftig von Bedeutung sein. Wird grüne Energie nämlich in stürmischen oder sonnigen Zeiten im Übermaß produziert, muss sie für laue Perioden gespeichert werden. Und dafür bieten sich unter anderem Elektroautos an. Sind diese mit dem Stromnetz verbunden, könnten sie Energie aufnehmen, wenn zuviel vorhanden ist und bis zu einer bestimmten Menge wieder abgeben, wenn Flaute herrscht. Das deckt sich auch mit den Zielen der Bundesregierung, die Elektromobilität in den kommenden Jahren auszubauen. Eine Million strombetriebene Fahrzeuge sollen bis 2020 über die Straßen der Bundesrepublik rollen. Damit das funktioniert, braucht es aber eine völlig neue Verkehrs-Infrastruktur.

Strom aus der Straße

Doch es ginge auch anders: zum Beispiel mittels induzierter Auflademodule, die in die Fahrbahn integriert werden. Mit Wechselstrom durchflossene Drahtschleifen, die in den Straßenbelag eingelassen sind, laden sie die Batterie des Elektroautos während der Fahrt. Dabei könnte den Verfechtern von Elektroautos eines zugute kommen: der gemeinhin immer schlechter werdende Zustand der deutschen Straßen. Denn bereits seit Jahren geben Landes- und Bundesregierungen immer weniger Geld aus, um das System in Schuss zu halten.

Volkswirtschaftliche Schäden sind zu befürchten

„Unsere Straßen werden auf Verschleiß gefahren“, sagt Thorsten Beckers, Professor für Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik an der Technischen Universität (TU) Berlin. Die Experten der Kommission „Zukunft der Verkehrsinfrastrukturfinanzierung“ kommen zu ähnlichen Ergebnissen. 7,2 Milliarden Euro müssten ihrem Bericht zufolge jedes Jahr in Straßen, Schienen und Wasserwege gesteckt werden, „um weitere volkswirtschaftliche Schäden zu vermeiden“. Rund 20 Prozent der Autobahnstrecken und etwa 41 Prozent der Bundesstraßenabschnitte seien nach Angaben der Bund-Länder-Kommission allerdings inzwischen so geschädigt, dass ein Warnwert erreicht oder gar überschritten sei.

Frage der Finanzierung

Die Mittel zur Finanzierung der Infrastruktur sollten aus der Kfz- und Mineralölsteuer kommen. Doch der ADAC warnt: Autofahrer zahlten derzeit jährlich rund 53 Milliarden Euro über Steuern und Abgaben, davon würden aber nur 19 Milliarden Euro in die Instandhaltung der Straßen investiert. Sinnvoll wäre es, die Mittel aus KFZ- und Mineralölsteuer zuerst für den Straßenbau zu verplanen und nur den Rest anderen Kassen zur Verfügung zu stellen.

Verkehr verlegen

Gründe für die enorme Straßenbelastung stecken in der Tatsache, dass Deutschland ein Transitland ist. Doch auch der Lieferverkehr nimmt immer weiter zu. Die dicken Brummis rollen über die Autobahnen und Brücken und hinterlassen über die Zeit Schäden in Milliardenhöhe. Sie werden durch die LKW-Maut zur Kasse gebeten. Eine Alternative wäre, den größtmöglichen Teil des Lieferverkehrs auf die Schiene zu verlegen. Dafür bedarf es Verladebahnhöfe und Autobahnzubringer. Doch nicht nur der Güterverkehr kann auf die Schiene verlegt werden. Auch im Individualverkehr könnte dank intermodaler Verkehrsplanung ein Umdenken einsetzen. Werden Instrumente wie Car- und Bike-Sharing sinnvoll mit öffentlichen Transportmitteln kombiniert, ließe sich die Zahl der Alleinfahrer reduzieren, was nicht nur den Straßen, sondern auch der Umwelt zu Gute käme.

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