Cloud-Technologie

Rechtzeitig auf den Zug ­aufspringen

Von Wiebke Toebelmann · 2015

Sicher, integrativ und für alle Eventualitäten gewappnet: So wünschen sich Mittelständler ihre ITK-Landschaft. Schließlich pusht eine moderne Infrastruktur die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit. Da scheint es umso verwunderlicher, dass viele Unternehmen zum Beispiel um die Cloud-Technologie immer noch einen Bogen machen.

 Zwei Brückenpfeiler von unten fotografiert. Thema: Cloud-Technologie

Immer größer werdende Daten­volumen, digitale Transformation oder wachsende Anforderungen an Sicherheit und Compliance – nur einige Herausforderungen, mit denen sich auch der Mittelstand konfrontiert sieht. Für jede gibt es innovative Lösungen, doch sind die meisten Unternehmer der Meinung, mit der bestehenden IT-Infrastruktur auszukommen und nicht bereit, das Budget oder die personellen Ressourcen für die Implementierung moderner Strukturen zu erhöhen. Diese Denkweise kann sich mittelfristig als Wettbewerbsnachteil entpuppen, wie der Report „Cloud, SaaS und mobile IT-Lösungen im Mittelstand 2015“ jüngst zutage brachte. Aus der Umfrage der Frankfurter IT- und Web-Experten von DiOmega geht nämlich hervor, dass 69 Prozent der Befragten sich darüber einig sind, dass „Mobile“ stark an Bedeutung gewinnen wird. Mehr noch: SaaS (Software as a Service) und Cloud Computing sollen bis 2020 die klassischen Geschäftsmodelle ablösen. Wer also heute nicht anfängt umzudenken, hat schon in naher Zukunft das Nachsehen. Zumal davon auszugehen ist, dass die Bedeutung des Business Case für Cloud Computing insbesondere in Verbindung mit anderen Mega-Trends wie Mobility und Big Data weiter wachsen wird.

Cloud-Technologie: Der Mittelstand hinkt hinterher

Doch ein Blick hinter die Kulissen mittelständischer Unternehmen zeigt: Angekommen ist die Nutzung der „Dritten Plattform“ (Cloud, Big Data, Mobile Computing, soziale Netzwerke) bislang bei den Wenigsten. Dabei versuchen Anbieter seit Jahren insbesondere den Mittelstand die Vorzüge des Cloud Computings schmackhaft zu machen. Mit sehr mäßigem Erfolg, wie ein Blick auf die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigt: Im Jahr 2014 waren insgesamt nur zwölf Prozent auf den „Zug gen Himmel“ aufspringen – damit liegt Deutschland unter dem EU-Durchschnitt von 19 Prozent. Eingesetzt werden Datenwolken am häufigsten zur Speicherung von Daten (56 Prozent), für E-Mails (46 Prozent) und zum Betrieb von Unternehmensdatenbanken (34 Prozent).Und: Derzeit nutzen in Deutschland hauptsächlich die IT- und Telekommunikationsunternehmen Cloud Computing – nämlich 71 Prozent, während die durchschnittliche Nutzungsrate von Cloud-Lösungen in der deutschen Wirtschaft bei 44 Prozent liegt, so ein Ergebnis des „Cloud-Monitor 2015“. Natürlich hat die Nutzung von Cloud Computing auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen, Luft nach oben gibt es allerdings noch zu Genüge. Dabei bietet Cloud Computing eine Reihe von Vorteilen – vom besseren mobilen und geografisch verteilten Zugriff auf IT-Ressourcen über eine erhöhte organisatorische Flexibilität bis hin zu einem verringerten IT-Administrationsaufwand.

Sicherheitsbedenken dominieren

Woran liegt’s also? Haben Mittelständler Angst vor der Wolke? Wenn man sich die Ergebnisse diverser Studien anschaut, lautet die Antwort „Ja“. Sicherheitsbedenken stehen an erster Stelle, wenn es um die Frage geht, warum keine Cloud-Lösungen im Unternehmen eingesetzt werden. Die Studie „IT-Sicherheit und Datenschutz 2015“ der Nationalen Initiative für Informations- und Internet-Sicherheit e.V. (NIFIS) macht die Verunsicherung deutlich: Ganze 84 Prozent der befragten Unternehmen zweifeln daran, dass ihre Daten in der Wolke sicher sind. Im Kontrollverlust über die eigenen Daten, in der eigenen Ungewissheit über die vorhandenen Risiken sowie in der Gefahr interner und externer Hackerangriffe sehen Unternehmen die größten Schwachstellen beim Cloud Computing. Weitere Gründe: höhere Priorität anderer Themen, unattraktives Kosten-/Nutzenverhältnis oder ein Defizit in der Abbildung individueller Anforderungen.

Den Sprung in die Wolke wagen

Antworten darauf, wie dem Mittelstand die Scheu vor der Wolke genommen werden kann, liefert die aktuelle PAC-Studie „Arbeitsplätze in der Wolke“, an der 200 deutsche IT-Entscheider teilgenommen haben. Trotz der aufgezeigten Zurückhaltung bei der Implementierung, seien – und das ist eine gute Nachricht – 60 Prozent der Unternehmen durchaus cloud-affin. Das Bewusstsein ist also da, von einem breiten Paradigmenwechsel könne jedoch nicht die Rede sein, meint Dr. Andreas Stiehler, Principal Analyst bei PAC. „Erstens sorgen die NSA-Enthüllungen für eine gewaltige Verunsicherung, die das Cloud-Wachstum insgesamt bremst und sich gleichfalls auf die Entscheidung für ein geeignetes Cloud-Modell auswirkt. Zweitens erscheinen aus der Sicht vieler Unternehmen die derzeitigen Cloud-Angebote weniger attraktiv als die Marketingversprechen vieler Anbieter suggerieren.“ Für die Unternehmen sei es wichtig, auf eine weitgehend einheitliche Lösung eines Herstellers zurückgreifen zu können, dessen Rechenzentren sich im Inland befinden, und der ihnen in Sachen Integration und technischem Support beratend zur Seite steht. „Die Cloud-Entwicklung im Workplace-Umfeld schreitet voran, befindet sich aber immer noch in den Kinderschuhen. Sowohl die Anbieter als auch die Verantwortlichen in den Anwenderunternehmen müssen nachjustieren“, resümiert Stiehler. Attraktive Channel-Modelle, deren Vertrieb auf Führungskräfte im Top-Management, den Hauptentscheidern bei der Cloud-Migration, zugeschnitten sind, seien eine Lösung.

Quelle: T-Systems, 2014

Wettbewerbsvorteile nutzen

Mittelständische Unternehmen, die den Sprung auf die „Dritte Plattform“ mittelfristig nicht wagen, verpassen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil – darüber sind sich 58 Prozent der IT- und Web-Experten aus der DiOmega-Umfrage einig. Cloud Services haben einen entscheidenden Einfluss auf die digitale Transformation von Unternehmen. Um auf die sich ständig verändernden Marktbedingungen angemessen reagieren zu können, ist die Vernetzung mit Partnern und Lieferanten sowie der Aufbau und die Pflege von Kundenbeziehungen über nahtlos ineinandergreifende automatisierte Prozesse ein Muss. Stärkung der Innovationsfähigkeit, Optimierung der Kapitalbasis, Verbesserung der Sicherheit der eigenen Daten – davon profitieret der Mittelstand durch die Implementierung von Cloud-Infrastrukturen. Ähnliche Vorteile ergeben sich durch den Einsatz mobiler IT-Lösungen.

Hierarchien aufbrechen

Um sich insbesondere auf den digitalen Wandel einzustellen, muss sich der Mittelstand von starren Hierarchien verabschieden, um für die schnellere interne Kommunikation und den Wissenstransfer gewappnet zu sein. Dafür bedarf es einer Anpassung der Führungsstrukturen. Laut Studie „Digitale Transformation und ihre Auswirkungen auf die Führung im Mittelstand“ der Personalberatung InterSearch Executive Consultants, für die 400 Topmanager aus mittelständischen Unternehmen befragt wurden, sind 73 Prozent der Meinung, dass künftig eine stärkere Zusammenarbeit der IT-Abteilung mit anderen Unternehmensbereichen erfolgen muss, 62 Prozent, dass neue Jobprofile entstehen und zwei Drittel, dass Entscheidungsprozesse künftig häufiger „data-driven“ sein werden. Doch nur knapp ein Viertel der Befragten gab an, die Organisationsstruktur bereits so gestaltet zu haben, dass Abteilungen eng vernetzt mit der IT zusammenarbeiten können. Eine IT-gestützte Wissensdatenbank oder Social Media Tools haben lediglich 17 Prozent vorzuweisen. Heisst: Nicht nur in puncto Personalentwicklungsmaßnahmen tun Unternehmen bisher wenig, um alte Strukturen aufzubrechen. Wie das funktionieren kann, erklärt Julia Böge, Client Partner von InterSearch Executive: „Es geht darum, eine Brücke zu schlagen und die Vorteile aus bewährten und neuen Modellen zu vereinen. Der Firmenchef kann seine Autorität behalten – doch das Unternehmen muss Führungskräfte unterstützen, über Strukturen hinweg zu agieren, ihre Mitarbeiter in Entscheidungen zu involvieren und themenbezogen in Projektorganisationen zu arbeiten. Sonst werden es die Firmen schwer haben, Fach- und Führungskräfte zu finden, die die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sichern.“

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