Strukturwandel

Strom vom Meer bis in die Berge

Von Karl-Heinz Möller · 2014

Stecker in einer Steckdose. Thema: Strukturwandel
Damit auch in Zukunft zuverlässsig Strom fließt, muss sich der Energiemarkt einem Strukturwandel unterziehen.

Mit dem Erfolg der erneuerbaren Energiequellen ändert sich die gesamte Landschaft der Energieerzeugung. Im Zuge der Strukturwandlung von zentral auf dezentral sind leistungsstarke Netze Voraussetzung für die Funktion eines intelligenten Energiesystems.

Mit dem Erfolg der erneuerbaren Energiequellen ändert sich die gesamte Landschaft der Energieerzeugung. Im Zuge der Strukturwandlung von zentral auf dezentral sind leistungsstarke Netze Voraussetzung für die Funktion eines intelligenten Energiesystems. Sichere Energieerzeugung und effiziente Stromnetze – beinahe alles hängt in einer gut aufgestellten Volkswirtschaft davon ab. Persönlich geht es vom ersten warmen Tee am Morgen bis hin zum Ausknipsen der Nachttischlampe. Wie selbstverständlich nehmen wir das täglich in Anspruch. Elektrizität lässt andrerseits Tablets, Smartphones und Internetverbindungen laufen, animiert via Elektromotoren Werkbänke und Roboter zum produzieren, versorgt Krankenhäuser und bringt Züge in Fahrt. Mit Blick auf die aktuelle politische Lage ist es angebracht, das Selbstverständliche einmal bewusst zu machen. Das Wohl und Wehe der Industrienation Deutschland steht und fällt mit der Energieversorgung. Umso höher einzuschätzen ist die Bedeutung der hierzulande ambitioniert vorangetriebenen Energiewende. Und umso mehr muss es gelingen, die gesellschaftlichen und industriellen Voraussetzungen dafür zu schaffen.

Strukturwandel: Fossile Brennstoffe werden zur Randerscheinung

Eine zentrale Position im Umbau des Systems nimmt die nationale und internationale Vernetzung ein. Ohne sie funktioniert das Zukunftsmodell nicht. Ressourcen wie Solar-, Wind-, Erdwärme- und Gezeitenenergie, die unbegrenzt zur Verfügung stehen, müssen zu einem dezentralen Versorgungssystem verbunden werden. In der Vergangenheit wurden Kraftwerke in der Nähe der Orte gebaut, wo am meisten Strom verbraucht wird, wie zum Beispiel in Megacities oder Industriegebieten. Dafür wurden Kohle, Gas und Uran aus der ganzen Welt zu den Kraftwerken transportiert, um diese zu befeuern. Wind, Sonne und Wellen hingegen befinden sich nicht unbedingt dort, wo sie gebraucht werden. Erst ein Netz schafft die Voraussetzung, um die erzeugte Energie zu uns zu bringen.

Frischer Wind weht Energie an die Werkbänke im Süden

Dies kann beispielsweise von Nord nach Süddeutschland geschehen. Es geht um eine Transformation vom Meer in die Berge. Die Gleichstromverbindung SuedLink wird ab 2022 Windstrom über 800 Kilometer von Schleswig- Holstein bis in den Süden nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren. SuedLink ist eines der bedeutendsten Netzausbauprojekte Europas und das wichtigste Infrastrukturprojekt der Energiewende. Die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Hessen werden in zehn Jahren rund 30 Prozent ihres Jahresverbrauchs an Strom importieren müssen. Die Windenergie, die den Kernenergiestrom ersetzen soll, wird aber vor allem an den Küsten im Norden produziert. Aber um wirklich etwas aus der Erzeugung erneuerbarer Energien herauszuholen, sind neben den großen Windparks in der Nordsee auch Solaranlagen in Griechenland, Spanien und Italien eine Option. Intelligente Netze sind hier ebenfalls gefragt. us-Ökonom Jeremy Rifkin stellt sich eine it-gesteuerte Vernetzung von Produktion, Transport und Verbrauch vor. Eine Energie-Architektur, die wie ein World-Wide-Energie-Web funktioniert.

Muster für innovative Energieversorgung

Zur internationalen Bedeutung des Systemwechsels hierzulande sagt Professor Jochen Kreusel, Leiter des ABB-Konzernprogramms Smart Grids und Vorsitzender der Energietechnischen Gesellschaft (ETG) im VDE, dass Deutschland hier eine besondere Chance, aber auch Verantwortung habe. Als großes Industrieland, das eine fundamentale Veränderung seiner Elektrizitätsversorgung auf den Weg gebracht habe, stünde es sozusagen im Schaufenster. Das sei eine Chance. Die Umstellung der internationalen Stromerzeugung würde mit einer Veränderung der Stromverteilung einhergehen. Mit Netzfähigkeiten, die norwegische Windkraft bis in die italienischen Haushalte und Solarstrom aus Spanien bis in deutsche Städte transportieren kann. Und einem intelligenten System, das neben Strom auch Informationen liefert und darauf hinweist, wann der Strom reichlich vorhanden und am preiswertesten verfügbar ist. Eine schöne Vision, auch für Verbraucher.

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