Standortwahl

Das gewisse Etwas

Von Michael Gneuss und Jens Bartels · 2018

Gut zu erreichen, eine leistungsfähige digitale Infrastruktur oder genügend verfügbares Personal: Mit solchen Kriterien punkten Regionen regelmäßig im Wettbewerb um Unternehmen und deren Investitionen. Tendenziell sind südlich des Mains die meisten Erfolgsstandorte zu finden, doch es gibt auch anderswo Aufsteiger und Städte mit überraschend guten Bewertungen. Insgesamt verschärft sich der Wettbewerb um Ansiedlungen.

Spitze des Rathauses in Emden. Thema: Standortwahl

Langfristige Prognosen stimmen nicht immer. Dazu reicht ein Blick in den Nordwesten Deutschlands. Kurz nach der Finanzkrise, vor knapp zehn Jahren, wurden Ostfriesland, dem Emsland und der Grafschaft Bentheim nur geringe Chancen auf eine positive wirtschaftliche Entwicklung eingeräumt. Mittlerweile überrascht selbst Experten die Dynamik in dieser Region. So steigen etwa die sozialversicherungspflichtigen Jobs deutlich schneller als im Bundesdurchschnitt. 

Kriterien bei Standortwahl

Gründe für diese Entwicklung gibt es viele. Natürlich locken Unternehmen niedrige Standortkosten und viele verfügbare Gewerbeflächen in den Nordwesten Niedersachsens. Als besonders wichtigen Treiber haben die Verantwortlichen allerdings den vorzeitigen Lückenschluss der Bundesautobahn 31 im Jahr 2006 identifiziert. Daraufhin haben sich überraschend viele Unternehmen entlang der Autobahn angesiedelt. Ebenfalls wichtig: Im Gegensatz zu anderen strukturschwachen Regionen bleiben viele Menschen der Region bis heute treu. Auf diese Weise finden Betriebe beim Aufbau eines neuen Standortes genügend Fachkräfte.

Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, welche Indikatoren bei der Standortentscheidung eine bedeutende Rolle spielen. So entwickelt sich eine ausreichende regionale Verfügbarkeit an qualifizierten Arbeitskräften in Zeiten eines sich verschärfenden Fachkräftemangels zu einem immer wichtigeren Standortfaktor. Zudem ist oft auch die Güte der Anbindung für Unternehmen ein zentraler Punkt für die Wahl eines Standortes. Hier können Regionen mit einem kurzen Weg zum Flughafen überzeugen, aber natürlich beachten die Entscheider zugleich die Anbindung an den Schienenverkehr und an die Bundesautobahnen. In den Fokus rückt auch immer stärker eine leistungsfähige digitale Infrastruktur. Denn eine Region, die das nicht bieten kann, wird zum Beispiel kaum in die engere Wahl eines Fertigungsunternehmens kommen, das eine smarte Fabrik errichten möchte.

Entwicklung deutscher Standorte: Ranking der Regionen

Wer in Deutschland zu den Top-Standorten zählt und welche Regionen im Kommen sind, zeigt alle drei Jahre der Prognos-Zukunftsatlas. Im aktuellen Ranking belegen der Landkreis und die Stadt München nach wie vor die Top-Plätze als zukunftsfähigste Regionen Deutschlands. Es folgen die Stadt Ingolstadt, der Landkreis Böblingen im Einzugsgebiet von Stuttgart und die Stadt Wolfsburg in Niedersachsen. Berlin führt die Rangliste der Aufsteiger bundesweit vor dem Landkreis Calw und dem Rhein-Lahn-Kreis an. 

München ist auch Sieger im HWWI/Berenberg-Städteranking, das die Zukunftsaussichten der 30 größten Städte Deutschlands untersucht. Hinter der bayerischen Landeshauptstadt konnte zuletzt Aufsteiger Leipzig Rang zwei erklimmen. Gemeinsam mit Dresden auf Rang vier und Berlin auf Rang fünf sind erstmals drei Städte aus dem Osten Deutschlands unter den Top-5. Dazu gesellt sich Frankfurt/Main als Dritter. 

Ein Pluspunkt, den quasi alle Regionen hierzulande für sich verbuchen können, ist dass der deutschsprachige Raum mit seiner zentralen Lage in Europa generell auf der Suche nach einem perfekten Firmensitz guten Zuspruch bekommt. Ein ausgezeichnetes Verkehrsnetz und qualifizierte Arbeitskräfte macht die gesamte DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) zu einem ausgezeichneten Wirtschaftsstandort.

Standortmarketing anpassen

Insgesamt lässt sich beobachten, dass sich der Wettbewerb verschärft: Regionen erfinden sich neu und versuchen sich in verschiedenen Branchen und Industriezweigen als Spitzenstandorte zu positionieren. Örtliche Verantwortliche werben nicht nur mit Steuervorteilen oder versprechen zusätzliche Investitionen, um sich von Mitbewerbern abzusetzen, sondern setzen vermehrt auf ein möglichst überzeugendes Standortmarketing. Gerade mit Social Media und Videos lassen sich heutzutage relevante Zielgruppen wie potenzielle Investoren oder auch Fachkräfte erreichen. Als Belohnung winkt eine Erhöhung des Wohlstands, wenn sich neue Unternehmen ansiedeln: Steuereinnahmen fließen in die Kassen, es entstehen Arbeitsplätze, die Kaufkraft nimmt zu und lockt wieder andere Unternehmen an. 

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