Liquiditätsbeschaffung

Im Aufwind

Von Jens Bartels · 2022

Factoring wird immer populärer. Durch den Verkauf der Forderungen an einen Factoring- Partner erhält ein Unternehmen umgehend Liquidität, die zur Erhöhung der Eigenkapitalquote führt und die eigenen Handlungsspielräume erweitert. Damit können Unternehmerinnen und Unternehmer flexibler auf Anforderungen des Marktes reagieren.

Ein Mann im Anzug bedient ein futuristisches Display, das ein Diagramm zeigt.
Der Einsatz von Factoring wird in Unternehmen immer beliebter. Foto: iStock / Galeanu Mihai

Verzögern sich Zahlungen von Kunden, wird es für viele Betriebe finanziell schnell eng. Deswegen rückt aktuell die Frage in den Mittelpunkt, wie sich kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in wirtschaftlich angespannten Zeiten finanzieren können. 92 Prozent der KMU finden gerade jetzt den persönlichen Austausch mit Finanzpartnern wichtig. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Bundesverbands Factoring für den Mittelstand, bei der 1.685 kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland befragt wurden. Gleichzeitig halten es vier von zehn Befragten für sinnvoll, sich bei der Liquiditätsbeschaffung breiter aufzustellen. Darüber hinaus wünscht sich jeder zweite Entscheider mehr Unabhängigkeit von der Hausbank. Insgesamt sind coronabedingt 14 Prozent der Befragten aktiv geworden und haben neue Instrumente wie etwa das Factoring geprüft.

Mehr Liquidität im Unternehmen

Das Instrument Factoring ist für Unternehmen aller Größen ein flexibles, bankenunabhängiges Konzept für die Unternehmensfinanzierung. Beim Factoring verkauft ein Unternehmen seine Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen gegen seine Kunden fortlaufend an den sogenannten Factor, also einen Finanzdienstleister. Auf diese Weise erhält das Unternehmen sofortige Liquidität unmittelbar aus seinen Außenständen. Neben dieser sofortigen Umwandlung von Forderungen in Liquidität bietet Factoring Schutz vor Forderungsausfällen und beinhaltet für den Kunden je nach Ausgestaltung des Vertrages auch die Übernahme des Forderungsmanagements. Dafür berechnet der Finanzdienstleister eine Gebühr.

Kleine Firmen nutzen bei der angebotenen Vielfalt an Varianten oft das Full-Service-Factoring. Bei diesem Angebot verkauft ein Unternehmen seine Forderung inklusive des damit verbundenen Ausfallrisikos und lagert zugleich die Debitorenbuchführung sowie das Inkasso aus. Dies liegt unter anderem daran, dass kleineren Unternehmen oft die administrativen Ressourcen fehlen, um das Debitorenmanagement selbst zu bewältigen. Bei größeren Unternehmen ist das Inhouse-Factoring beliebter. Damit verbleiben Forderungsmanagement und Mahnwesen im Unternehmen.

Ein Meeting mit mehreren Personen, die verschiedene Diagramme diskutieren.
Wettbewerbsfähig und liquide durch die Krise. Foto: iStock / Alessandro Biascioli

Bei der Liquiditätsbeschaffung Details beachten

Beim Factoring sind je nach Ausgestaltung des Vertrags viele Abstufungen möglich: So sprechen Finanzexperten zum Beispiel von unechtem Factoring, wenn das Unternehmen selbst weiter haftet. Übernimmt der Factor das Ausfallrisiko einer Forderung, wird das Verfahren als echtes Factoring bezeichnet. Zudem kann Factoring offen oder still vonstattengehen. Beim offenen Factoring wird der Debitor über den Verkauf der Forderungen informiert und aufgefordert, direkt an den Factor zu zahlen. Dagegen legt beim stillen Factoring ein Unternehmen die Forderungsabtretung gegenüber seinem Debitor nicht offen. Grundsätzlich ergeben sich dank des Internets viele neue Lösungen, denn der gesamte Finanzierungsprozess kann für die Mehrzahl von Unternehmen mittlerweile digital und mit geringem Papier-Aufwand abgewickelt werden.

Nachfrage wächst

Klar ist: Factoring hat sich in der Bundesrepublik etabliert – immer mehr Mittelständler nutzen es als Finanzierungsinstrument. Als wichtigsten Grund nannten von der Universität Köln befragte Unternehmer noch vor dem Schutz vor Zahlungsausfällen (Platz 2), dass Factoring ihnen helfe, Liquidität zu sichern und sich unabhängiger von den Banken zu machen. Und auch die vergangenen anderthalb Jahre zeigten: „Factoring konnte auch in der Pandemie als Liquiditätsbringer viele Unternehmen retten und stabilisieren“, erklärt Helmut Karrer, Mitglied des Vorstandes, die Wichtigkeit der Finanzierungsalternative Factoring.

Vorteile liegen auf der Hand

Mittelständler, die das Factoring nutzen, tun das übrigens meist langfristig. Dies liegt unter anderem auch daran, dass diese Art der Unternehmensfinanzierung einen wichtigen Baustein im Risikomanagement eines Unternehmens darstellt. Das Factoring wirkt sich darüber hinaus positiv auf das Working Capital aus, da Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung unter Berücksichtigung einer verlängerten Zahlungsfrist gegenüber dem Factor beglichen werden können. Damit ist der Kunde in der Lage, seine Liquiditätssituation so zu steuern, dass es mit der nicht verauslagten Liquidität zum Beispiel seine Verbindlichkeiten gegenüber der Bank und damit den Zinsaufwand reduzieren kann. Auf diese Weise lässt sich nicht nur die aktuelle Krise erfolgreich bewältigen, sondern auch das Fundament für die Wettbewerbsfähigkeit nach der Pandemie legen und nicht zuletzt Digitalisierungs- oder Automatisierungsvorhaben umsetzen. So treibt man gleichzeitig die digitale Transformation des Betriebes voran.

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