Standort Saarland

Gelungener Strukturwandel

Von Peter Quäl · 2018

Ein Mann hält einen gelben Helm an seiner Hüfte. Thema: Standort Saarland

Boom, Rekordkurs, Höchstwerte – drei Schlagworte, die in den zurückliegenden Monaten in den Medien immer wieder im Zusammenhang mit dem Standort Saarland genannt wurden. Und tatsächlich präsentiert sich das Bundesland aus dem Südwesten in äußerst robuster Verfassung.

Nicht weniger als 27,9 Milliarden Euro haben die saarländischen Industriebetriebe im vergangenen Jahr umgesetzt, 6,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Und noch ein Spitzenwert: Mehr als 530.000 Menschen verdienten 2017 im Saarland als Arbeiter oder Angestellte ihr Geld, ein neuer Höchststand, wie das Statistische Landesamt in Saarbrücken erklärt.

Wie wichtig dabei der Handel mit dem Ausland ist, zeigt ein weiterer Blick in die Statistik. So erhöhten sich im vergangenen Jahr die gesamten Auslandsumsätze des Saarlandes kräftig um 12,0 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro. Allein die Exportquote im Verarbeitenden Gewerbe betrug 52,2 Prozent. Starke Zahlen für das Land, das noch in den 1960er Jahren ein traditioneller Standort der Schwerindustrie in Deutschland war. 

Saarland: Standort für die Autoindustrie

Insbesondere die Automobilindustrie hat einen wesentlichen Anteil daran, dass das  Saarland den Ausstieg aus der Schwerindustrie gut bewältigen konnte. Viele gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Bergbau fanden nach der Schließung der Zechen Arbeit bei Ford in Saarlouis und bei einer Reihe von Automobilzulieferern wie etwa der ZF Friedrichshafen AG in Saarbrücken. Heute erreicht die Automobilbranche im Saarland mit ihren mittlerweile 45.000 Arbeitsplätzen eine ähnliche Dominanz wie die Schwerindustrie vor 50 Jahren.

Und das ist nicht ganz unproblematisch. Nach einer Analyse des Projekts „Glückauf Zukunft“ der RAG, der RAG-Stiftung und Evonik war der neue Branchenschwerpunkt im Strukturwandel zwar sehr hilfreich, ist aber langfristig nicht ohne Risiko: „Zum einen muss sich die Automobilindustrie auf neue Mobilitätskonzepte einstellen, in deren Zentrum nicht mehr nur das Auto steht. Zum anderen steht die Automobilwirtschaft vor der Herausforderung, alternative Antriebe und Fahrassistenzsysteme bis hin zum autonomen Fahren zu entwickeln“, heißt es. Generell müsse es Ziel sein, die saarländische Wirtschaft weiter zu diversifizieren. 

 

Quelle: Bitkom, 2018

Megathema Digitalisierung

Wie nahezu überall gewinnt auch im Saarland das Megathema Digitalisierung zunehmend an Bedeutung und stellt die ansässigen Unternehmen vor einige Herausforderungen: Wie soll der Umstieg auf eine digital gesteuerte Produktion oder eine digitale Buchführung funktionieren? Welche Chancen gibt es überhaupt, welche Technologien sind wirtschaftlich? Und nicht zuletzt: Welche Risiken birgt die Digitalisierung? Hier hilft seit Neuestem das „Mittelstand 4.0 – Kompetenzzentrum Saarbrücken“. Gegründet am 1. September 2017 unterstützt es kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Handwerksbetriebe in der Region auf ihrem Weg in die Digitalisierung. 

Die mit 3,5 Millionen Euro geförderte Einrichtung ist beim Saarbrücker Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik angesiedelt. Ihre Schwerpunkte liegen auf digitalen Produktionsprozessen sowie auf der Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Darüber hinaus soll unter dem Stichwort „Logistik 4.0“ die Vernetzung von im Saarland ansässigen Produktionsstätten und Zulieferern Teil des Programms sein. Ein weiterer zentraler Angebotspunkt des Kompetenzzentrums ist die Zusammenarbeit mit Robotern.

Digitalisierung bedeutet und erfordert aber auch kontinuierliche Verbesserung der IT-Sicherheit. Auch hier ist das Saarland inzwischen mit tonangebend. So wurde erst im Februar 2018 in Saarbrücken die Gründung des Helmholtz-Zentrums für IT-Sicherheit gefeiert. In einigen Jahren soll es das weltweit größte Forschungszentrum für IT-Sicherheit werden. Rund 800 Wissenschaftler aus aller Welt sollen hier bis 2026 für mehr Sicherheit in der digitalen Welt forschen. Ihnen soll dann ein festes Jahresbudget von 50 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Hinzu kommen Drittmittel, die über Projekte eingeworben werden sollen.

Brücke nach Frankreich

Im Jahr 2018 ist das Saarland aber nicht nur Standort digitaler Forschungs- und Dienstleistungszentren sowie moderner Schlüsselindustrien. Auch als wirtschaftliche Brücke zwischen Deutschland und Frankreich wächst seine Bedeutung. So ist es mit Autobahnen und Zugverbindungen verkehrstechnisch bestens erschlossen und eine bedeutende Warendrehscheibe zwischen beiden Ländern. Auch die Binnenschifffahrt ist wie bereits zu Zeiten der Schwerindustrie von großer Bedeutung. So verkehren heute modernste Containerschiffe zwischen Saarbrücken und Rotterdam. Unternehmen im Saarland und in Lothringen haben damit die Möglichkeit, ihre weltweiten Transporte kostengünstig und umweltfreundlich abzuwickeln. 

Auch jenseits der pragmatischen Ebene der Logistik hat das Saarland eine Brückenfunktion. So sieht das Projekt „Glückauf Zukunft“ in einer optimistischen Zukunftsprognose das Saarland als die Energiefläche an, auf der sich die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Frankreich abspielen. Diese Internationalisierung könnte maßgeblich dazu beitragen, die saarländische Wirtschaft auf eine breitere Basis zu stellen. Verbunden damit ist, der Analyse zufolge, die bildungspolitische Frankreich-Strategie des Saarlandes mit der Zweisprachigkeit bis zum Jahr 2043.

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